Dioxin im Ei – Lebensmittel-Skandale durch Transparenz vermeiden

Salty egg

Jetzt hat es die Hühner getroffen. Tausende Hennen wurden getötet und hunderte Betriebe gesperrt. Also auch die Lebensmittelerzeuger beutelt der Dioxin-Skandal und der Verbraucher ist wieder einmal verunsichert. Glycol im Wein, BSE, Gammelfleisch oder Melamin in Babymilch – regelmäßig bestimmen Lebensmittelskandale die Nachrichten. Und jetzt müssen wir lesen, dass laut Bundesamt für Verbraucherschutz technische Mischfettsäuren für die Futterproduktion eingesetzt wurden. Warum? Der Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch hat die Fettsäuren von einem niederländischen Zwischenhändler gekauft. Sie stammen vom Biodiesel-Hersteller Petropec aus Emden, der laut aktuellem Stand ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass seine Erzeugnisse nicht zur Futtermittelherstellung taugen. Die Schuldzuweisungen werden bleiben und die Dioxin-Kontrollen zunehmen. Wie lassen sich aber Lebensmittel-Skandale langfristig vermeiden? Was muss sich auf Erzeuger-, aber auch auf Verbraucherseite ändern und wie kann moderne Technologie dabei helfen?

Der Preis macht’s (bisher)

756px EuromoenterogsedlerDer aktuelle Skandal zeigt, dass der Kern des Übels offensichtlich der Preis von Lebensmitteln ist. In diesem Fall ist es das preiswerte Ei, nach dem die Verbraucher verlangen. Das verlangt wiederum nach preisgünstiger Erzeugung: billige Futtermittel, billige Aufzucht und billige Verarbeitung. Kontrollen können natürlich so manches vom Verbraucher abwenden, doch wo der Preisdruck regiert, wird mancher Erzeuger versucht sein durch „innovative“ Mittel seine Marge zu erhöhen. Schon heute zeigt sich, dass auch andere Attribute von Produkten – als nur der Preis – sowohl Verbrauchern als auch Lebensmittelproduzenten „Gewinn“ bringen. Kaffee hat beispielsweise mindestens vier Attribute, die Konsumenten je nach Ausprägung zum Kauf einer bestimmten Marke bewegen: Der Geschmack, Fair gehandelt, Ökologisch produziert, der Preis. Ein wohlschmeckender Kaffee, der sowohl Öko-, als auch Fair Trade-Siegel trägt hat durchaus einen höheren Preis, der aber gern gezahlt wird. So werden voraussichtlich auch in Zukunft weitere Attribute über den Verkaufserfolg entscheiden.


Der Verbraucher

Kunden sind zu prägen. Das wissen Unternehmen schon lange und beeinflussen daher ihre Zielgruppe mit Werbung, PR und grandios entworfenen Verpackungen. Da wird ein schnöder Schokoriegel zur längsten Praline der Welt (Duplo) oder ein Zuckerhaltiger Quark für Kinder zu „Kleiner Quark Knochenstark!“ (Danone FruchtZwerge). Lebensmittel erhalten so Attribute wie edel und wohlschmeckend oder knochenstärkend mit dem Zweck ihren Preis zu rechtfertigen.

Heute prägen aber auch Verbraucher die Unternehmen und wenn sie sich zusammenschließen, kann dies ungeahnte Macht entfalten. Nestlés KitKat-Desaster ist ein Beispiel dafür, wie über SocialMedia-Portale ein Unternehmen für die Verwendung eines Ausgangsstoffes (Palmöl) abgestraft werden kann. Das Attribut „Vertrauen“ hat die Marke KitKit dadurch verspielt. Bisher hält sich aber das Verbraucher-Engagement in Grenzen. Wer klagt aktiv weniger Zucker in Joghurt ein oder setzt sich aktiv für den Verkauf von lokalen Produkten in Supermärkten ein? Wenn jedoch Produkte im Angebot sind, die für den Käufer ein attraktives Attribut aufweisen und dementsprechend gekennzeichnet sind, erhält der Kunde die Entscheidungsmacht und übt sie auch aus. Ökosalami, lokale Äpfel, Milch, die auch dem Bauern hilft und vieles mehr wandern dann in den Einkaufskorb.

Der Erzeuger

800px TiefkühlspinatDer Produzent von Lebensmitteln entscheidet, was er anbietet, um Gewinn zu machen. Je weniger Transparenz für den Kunden herrscht, desto eher kann er mit Werbebotschaften das jeweilige Produkt mit Wert aufladen. Diese Rechnung geht langsam nicht mehr auf, denn sobald ein Konkurrent vorprescht und die Produktqualität selbst zur Werbebotschaft macht, ist die Glaubwürdigkeit dahin. Beispiel dafür ist der Tiefkühlkosthersteller Frosta („Tiefkühlgerichte mit Reinheitsgebot“), der komplett auf Zusatzstoffe verzichtet („gute Zutaten brauchen keine Zusatzstoffe“). Zunächst musste Frosta bei der Umstellung einen Gewinneinbruch hinnehmen, heute ist das Unternehmen jedoch gut aufgestellt und kann eine Zukunft mit engagierten Verbraucher getrost entgegensehen. Sobald beispielsweise Qualität und Transparenz für Hersteller eine Rolle spielen, achten sie automatisch stärker auf Ihre Zulieferer und die Inhaltsstoffe.


Transparenz und Vertrauen zahlt sich aus

Auf dem Rücken der Transparenz könnte sich in Zukunft das Verhältnis zwischen Erzeuger und Verbraucher austragen. Die einen wollen sie nicht, die anderen fordern sie ein. Irgendwo in der Mitte werden sich beide Seiten treffen. Das Beispiel der Lebensmittelampel zeigt diesen sportlichen Wettkampf. Verbraucherschützer fordern eine einfache Kenntlichmachung von Zucker-, Fett-, Salz- und Kaloriengehalt auf Verpackungen. Bisher hat sich die Lobby der Konzerne durchgesetzt. Aber das Wettrüsten hat begonnen, denn mit fast jedem Smartphone und der entsprechenden App ist schnell der Strichcode eines Produkts eingescannt und die Lebensmittelampel sichtbar. Bis weitere Attribute wie Umweltverträglichkeit hinzukommen ist nur eine Frage der Zeit. Welche Unternehmen sich dann behaupten werden, liegt maßgeblich an deren Investition in die Zukunft – in die Transparenz.

Das bedeutet nicht, dass jeder Produzent auf Öko setzen muss, um erfolgreich zu sein. Vertrauen wäre die Summer der Attribute, die Verbraucher nachfragen. Aldi macht schon heute vor, wie Vertrauensmarketing funktioniert. Bei vielen Tests der Stiftung Warentests schneiden die Noname-Produkte des Discounters gut bis sehr gut ab. Offensichtlich greift hier eine interne Qualitätskontrolle, die Werbung pur ist. Verbraucherschützer vergeben Bestnoten, die den Verkauf fördern. Wer braucht da noch eine Werbebudget?

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Ein Kommentar

  1. Der aktuelle Skandal zeigt, dass der Kern des Übels offensichtlich der Preis von Lebensmitteln ist. In diesem Fall ist es das preiswerte Ei, nach dem die Verbraucher verlangen. Das verlangt wiederum nach preisgünstiger Erzeugung.

    Wer hat diesen schwachsinnigen Beitrag ersonnen?

    Es liegt nicht am Verbraucher der billige Ware verlangt,
    sondern an der GIER—— des Erzeugers der seinen Marktanteil durch Dumpingpreise erobern will !!!!!
    m.f.G
    H.Koch

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