epiAge im Test: Unsere Erfahrungen mit dem epigenetischen Alterstest

Mein guter Freund Uwe und ich unterziehen uns einem spannenden Experiment der besonderen Art: Wir machen beide einen epigenetischen Alterstest von epiAge, um unser biologisches Alter – also unser wahres Alter – zu bestimmen. Per Videocall begleiten wir uns dabei Schritt für Schritt, tauschen Erfahrungen aus und erleben so manche Überraschung. In diesem Test schildern wir unsere Erfahrungen mit dem etwas anderen Alterungs-Check und teilen das Ergebnis. Update: 13 Monate später wiederhole ich den Test: 42,9 Jahre statt 45,56 Jahre – eine biologische Verjüngung um 2,66 Jahre.
Was ist ein epigenetischer Alterstest? DNA-Methylierung einfach erklärt
Aber zunächst: Was genau ist eigentlich ein epigenetischer Alterstest? Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden der Altersbestimmung, die sich meist an äußeren Merkmalen oder dem Geburtsdatum orientieren, werfen diese Tests einen Blick auf die molekulare Ebene unserer Zellen. Genauer gesagt analysieren sie bestimmte chemische Modifikationen der DNA, sogenannte DNA-Methylierungsmuster.

Diese epigenetischen Muster verändern sich im Laufe des Lebens in charakteristischer Weise und erlauben dadurch Rückschlüsse auf das biologische Alter einer Person. Und dieses biologische Alter muss nicht immer mit dem chronologischen Alter übereinstimmen – Umweltfaktoren, Lebensstil und genetische Disposition können zu Abweichungen führen.
Entwickelt wurde der spezielle epiAge-Test von Prof. Dr. Moshe Szyf und seinem Team an der McGill University in Montreal, Kanada. Laut Aussage von epiAge basiert die Methode auf den Erkenntnissen zur sogenannten Horvath-Uhr, die mit 353 CpGs (das sind die speziellen Stellen im Erbgut, an denen sich Methylierungen anlagern) zur ersten Generation der epigenetischen Uhren gehört und primär für die Forschung entwickelt wurde.
Der epiAge-Test zähle dagegen bereits zur dritten Generation: Mit nur 13 besonders aussagekräftigen CpGs und moderner Next Generation Sequencing-Technologie (einem präziseren Verfahren zur Erbgut-Analyse) verspricht der Hersteller eine gezieltere Analyse bei weniger technischem Rauschen (also weniger Messfehlern) und eine Genauigkeit von etwa 3,6 Jahren. Vertrieben wird der Test hierzulande vom Münchner Unternehmen epiAge Deutschland, von dem wir einen der Tests gestellt bekommen haben. Den Zweiten haben wir uns in einem Onlineshop gekauft.
epiAge Test Inhalt: Das steckt im Testkit
Aber zurück zu unserem Selbstversuch. Voller Vorfreude machen Uwe und ich uns ans Unboxing unserer epiAge-Testkits. Schon beim Öffnen der Verpackung fühlen wir uns ein wenig wie Wissenschaftler kurz vor einer bahnbrechenden Entdeckung.
Im Inneren der Box finden wir eine Bedienungsanleitung auf Deutsch und Englisch, diverse Röhrchen, Plastikbeutel und einen Rücksendeumschlag. Konkret enthält das Kit folgende Utensilien für unseren Speicheltest:
- 1 Speichelsammelgefäß mit Trichteraufsatz
- 1 Röhrchen mit Pufferlösung
- 1 wiederverschließbaren Plastikbeutel
- 1 Rücksendeumschlag
- Diverse Warnhinweise und rote Zettel mit der Anweisung, zuerst die Bedienungsanleitung zu lesen
Gesagt, getan. Wir studieren das Anleitungsheft – und stoßen prompt auf die erste Aufgabe.
Speicheltest Durchführung: Schritt-für-Schritt Anleitung
Bevor wir loslegen können, müssen wir erst einmal unsere Testkits online registrieren. Dazu gilt es, die sogenannte „Secure ID“ einzugeben, die sich in Form eines Barcodes sowohl auf der Anleitung als auch auf den Röhrchen befindet. Zusammen mit unserer E-Mail-Adresse soll dieser Code eine anonyme Zuordnung unserer Probe zu den Analyseergebnissen ermöglichen.
Registrierung: Barcodes, Barcodes und kein Ende
Eifrig tippen wir die kryptischen Zahlen- und Buchstabenkombinationen in die Eingabemaske auf der epiAge-Website. Fehler wollen wir hier auf keinen Fall machen. Sicher ist sicher, also kontrollieren wir lieber dreimal, ob wir auch ja keinen Tippfehler eingebaut haben. Nicht auszudenken, wenn am Ende womöglich die Ergebnisse vertauscht würden und Uwe sich mit meinem biologischen Alter oder dem eines anderen rumschlagen müsste.
Die Bestätigung unserer erfolgreichen Registrierung lässt nicht lange auf sich warten. „Vielen Dank – Bleiben Sie jung!“ steht in der automatisch generierten E-Mail von epiAge. Na, das wollen wir doch schwer hoffen!
Testen, aber richtig: Die Vorbereitung
„Bitte beachten Sie folgende Hinweise, bevor Sie mit der Entnahme der Speichelprobe beginnen“, mahnt uns streng die Bedienungsanleitung. Klar, dass wir uns daran halten, wollen wir doch auf keinen Fall riskieren, dass etwas schiefgeht.
Aber hat Uwe tatsächlich bis 30 Minuten vor dem Test weder etwas gegessen noch getrunken, wie es sich gehört? Und wann habe ich das letzte Kaugummi gekaut? Schnell stellen wir fest: Ganz so genau haben wir es mit den Vorbereitungen nicht genommen. Zu verlockend ist die Aussicht, endlich loszulegen. Also legen wir zur Sicherheit noch eine kleine Speichel-Fastenzeit ein und fahren später fort.
Doch nicht nur kulinarisch gilt es vor der Durchführung des epiAge-Tests aufzupassen. Auch kollagenhaltige Nahrungsergänzungsmittel stehen auf der Verbotsliste für den Testtag. Sicherheitshalber vergewissern wir uns, dass die von uns teilweise verwendeten Substanzen wie NMN kein Kollagen enthalten. Grünes Licht von Wikipedia – es kann losgehen!
Wichtig vor Testausführung
30 Minuten vorher nichts essen oder trinken
Keine kollagenhaltigen Supplements am Testtag
Gründliches Mundausspülen
Kein Kaugummi oder Mundwasser
Keine akute Erkrankung
Spucken für die Klarheit
Endlich ist es soweit: Nach gründlichem Mund ausspülen und einer kleinen Wangenmassage zur Anregung des Speichelflusses greifen wir zu den Sammelröhrchen. Die Aufgabe: Speichel bis zur 2 ml-Markierung in das Röhrchen zu spucken, ohne den Schaum mitzuzählen.
Was sich einfach anhört, entpuppt sich als unerwartet knifflig. Während sich in meinem Röhrchen der Speichel in Windeseile sammelt, kämpft Uwe mit einer hartnäckigen Schaumbildung. Bis er endlich auf dem 2 ml-Strich angelangt ist, habe ich mein Röhrchen schon randvoll.
Speichel- vs. Bluttest
Warum eigentlich Speichel und nicht Blut? Laut epiAge bietet Speichel einige praktische Vorteile: Die Sammlung ist nicht-invasiv, also ohne Nadel oder Verletzung, und Speichel ist weniger heterogen als Blut, enthält also weniger verschiedene Zelltypen, die das Ergebnis verfälschen könnten.
Sollte es Probleme mit der Speichelproduktion geben, schlägt der Hersteller folgendes Protokoll vor: 30-60 Minuten nach dem Essen warten, Zähne ohne Zahnpasta putzen, Mund mit Wasser ausspülen, zwei Minuten warten, dann sammeln. Pausen sind dabei völlig okay.
Abpuffern und Abschicken
Nach getaner Spuckarbeit ist Fingerspitzengefühl gefragt. Vorsichtig müssen wir nun die Pufferlösung aus dem zweiten Röhrchen in den Speichel gießen, ohne etwas zu verschütten. Dann noch schnell den Aufsatz abschrauben, den richtigen Deckel drauf, ein paar Mal kräftig schütteln – fertig ist unsere Speichelprobe.
Zumindest um die Haltbarkeit müssen wir uns laut Hersteller keine Sorgen machen: Die Proben bleiben dank der Pufferlösung (einer Konservierungsflüssigkeit, die das Erbgut stabilisiert) über mehrere Wochen stabil – ein weiterer beworbener Vorteil des Speicheltests.
Verpackt in einem Plastikbeutel mit Biohazard-Symbol wandert das gut verschlossene Röhrchen nun in den gepolsterten Rücksendeumschlag. Praktischerweise ist das Porto für den Rückversand innerhalb Deutschlands bereits bezahlt. Uwe kann seinen Brief also einfach in den nächsten Postkasten werfen. Ich habe es aus einem anderen EU-Land etwas schwerer und muss noch Briefmarken besorgen. Aber auch das ist kein Hexenwerk.
Etwas umständlich finden wir, dass sich der vorfrankierte Rückumschlag nicht sicher verkleben lässt. Aber vermutlich hat epiAge das extra so konzipiert, um im Labor Zeit beim Öffnen zu sparen.
Datenschutz: Ganz anonym?
Apropos Rückumschlag: Spätestens beim Versand stellt sich uns die Frage nach dem Datenschutz. Schließlich schicken wir hier potenziell sensible genetische Informationen quer durch Deutschland beziehungsweise Europa. Wie stellt epiAge also sicher, dass unsere Daten sicher und anonym bleiben?
Die Antwort: Gar nicht – zumindest nicht im engeren Sinne. Denn tatsächlich werden auf den Teströhrchen und Unterlagen keinerlei persönliche Daten erfasst. Lediglich die pseudonymisierte Secure ID stellt eine Verbindung zu unserer bei der Registrierung angegebenen E-Mail-Adresse her. Solange wir also keine Klarnamen verwenden, und auch den Absender auf dem Rückumschlag weglassen, bleibt der Test anonym.
Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass epiAge mit unseren Speichelproben mehr oder weniger machen kann, was sie wollen. Ob und wie die Firma unsere genetischen Daten vielleicht für Forschungszwecke weiterverwendet, darüber können wir nur spekulieren. Immerhin verspricht epiAge: Sowohl die E-Mail-Adresse als auch die Methylierungsmuster (die genetischen Fingerabdrücke) werden nach zwei Jahren DSGVO-konform (entsprechend der europäischen Datenschutzgrundverordnung) gelöscht. Eine vorzeitige Löschung sei auf informellen Antrag jederzeit möglich. Auch die physische Speichelprobe werde nach der Analyse gemäß strengen Laborrichtlinien vernichtet.
Versand: Die Spannung steigt
Nun heißt es warten. Laut Website sollen die Ergebnisse nach etwa vier Wochen in unserem E-Mail-Postfach landen. Eine ganz schön lange Zeit, finden wir. Müssen unsere Speichelproben vielleicht nach Hongkong ins Labor von Prof. Szyf, wo sie mithilfe von DNA-Methylierungsanalysen ausgewertet werden?
Unsere Vermutung sollte sich bestätigen: Laut epiAge gibt es kein Labor in München. Die Proben werden nach Herstellerangaben direkt an das CAP- und CLIA-zertifizierte Labor in Hong Kong weitergeleitet (das sind amerikanische Qualitätsstandards für medizinische Labore), wo Prof. Szyfs Team die Analyse durchführt. Das erklärt auch die längeren Wartezeiten.
Warum es dennoch so lange dauert, ist uns ein Rätsel. Wir vermuten, dass die Proben möglicherweise gesammelt und dann in größeren Chargen bearbeitet werden. Allerdings bekommt Uwe schon zwei Tage nach dem Versand eine Nachricht, dass seine Probe in München angekommen sei. Wiederum zwei Tage später bekomme ich auch eine Bestätigung.
Testergebnisse: Biologisches vs. chronologisches Alter
21 Tage später dann erhalte ich mein Testergebnis und frage Uwe, ob er seins bekommen hat. „Ja, gestern Nacht“, antwortet er per Messenger knapp und fügt scherzhaft hinzu, dass wohl die Proben vertauscht worden sei. Denn das Ergebnis hat er so nicht erwartet. Wir teilen unsere ermittelten biologischen Alter. Bei mir sind es 45,56 Jahre, also 4,5 Jahre unter meinem chronologischen Alter. Bei Uwe sind es rund 6 Jahre mehr. Er ist verständlicherweise daher nun etwas deprimiert.
Ich fühle mich irgendwie schlecht, weil ich ein besseres Ergebnis habe als er. Wir beiden sind Nichtraucher und achten auf unsere Ernährung. Die Ergebnisse kommen zweisprachig per E-Mail, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch, mit einer PDF-Datei in beiden Sprachen als Anhang. Auf der ersten Seite prangt prominent das biologische Alter.
Die Auswertung erklärt, dass eine Abweichung von bis zu fünf Jahren über oder unter dem chronologischen Alter als statistisch unauffällig gilt. Mein Ergebnis liegt also im normalen Bereich. Die technische Durchführung basiere auf einem dreifachen Sequenzierungsverfahren, dem „Triple Sequencing“, das eine nahezu 100-prozentige technische Genauigkeit gewährleisten soll.
Eine technische Anmerkung noch: Laut epiAge liegt die Messgenauigkeit bei einer mittleren absoluten Abweichung von 2,8 Jahren. Das bezieht sich aber auf die Wiederholbarkeit des Tests selbst – epiAge sequenziert als einziger Anbieter weltweit jede Probe dreimal und bildet dann einen Mittelwert. Diese technische Präzision ist nicht zu verwechseln mit der oben erwähnten 5-Jahres-Toleranz für biologische Abweichungen.
Die Auswertung enthält auch aufschlussreiche Informationen zum Unterschied zwischen chronologischem und biologischem Alter. Besonders interessant sind die Hinweise zu möglichen Verzerrungsfaktoren: Altersbedingte Krankheiten, sowie Infektionskrankheiten wie COVID-19 oder Grippe, können die Ergebnisse beeinflussen.
Der Bericht enthält auch praktische Empfehlungen zur Verbesserung des biologischen Alters durch Lebensstiländerungen wie besseren Schlaf, mehr Bewegung, gesündere Ernährung und Stressmanagement. Eine zitierte amerikanische Studie belegt, dass bestimmte Gewohnheitsänderungen die Sterblichkeit um bis zu 13 % reduzieren können. Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören Rauchverzicht, regelmäßige körperliche Aktivität, Vermeidung von Alkoholexzessen, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, Stressminimierung und die Pflege positiver Beziehungen.
Der Folgetest: Ein Jahr später zur Erfolgskontrolle
13 Monate nach dem ersten Test wagt ich das Experiment erneut. Ich schicke die zweite Speichelprobe ab – diesmal mit konkreten Erwartungen. Mein selbst gesetztes Ziel: Trotz eines chronologisch verstrichenen Jahres biologisch um zwei Jahre jünger zu werden, also von 45,56 auf etwa 44,5 Jahre zu kommen.
Die Wartezeit beträgt diesmal 36 Tage – deutlich länger als beim ersten Test. Dann kommt die Überraschung: 42,9 Jahre biologisches Alter. Das bedeutet eine Verbesserung um 2,66 Jahre und übertrifft meine Erwartungen sogar. Statt der erhofften zwei Jahre biologischer Verjüngung habe ich fast drei geschafft. Die konsequenten Lifestyle-Änderungen der vergangenen Monate scheinen sich also tatsächlich messbar auszuzahlen.
Unser Fazit: Von Skepsis zu Überzeugung
Der epigenetische Selbsttest von epiAge ist dank der guten Anleitung einfach durchzuführen und in der Handhabung unkompliziert. Der Folgetest nach rund 13 Monaten hat meine anfängliche Skepsis in Überzeugung verwandelt: Der Test kann vermutlich Lifestyle-Veränderungen abbilden und liefert entsprechende Ergebnisse.
Die 200 Euro jährlich betrachte ich mittlerweile als sinnvolle Investition. Der messbare Erfolg – in meinem Fall fast drei Jahre biologische Verjüngung – rechtfertigt diese Ausgabe als Motivationstool und Erfolgskontrolle. Einige Fragezeichen bleiben weiterhin bei Datenschutz und der individuellen Variabilität der Ergebnisse, wie Uwes und meine unterschiedlichen Resultate zeigen.
Für wen lohnt sich der Test? Meiner Erfahrung nach für Menschen, die einen messbaren Anreiz brauchen, um Lifestyle-Änderungen durchzuhalten. Als reine Neugier bleibt er teuer – als Kontrollwerkzeug für die eigene Gesundheit kann er durchaus wertvoll sein.
Ich werde den Test weiterhin jährlich wiederholen, eventuell ergänzt durch andere Anbieter zum Vergleich. Das Schöne an epigenetischen Alterstests bleibt: Wir haben es selbst in der Hand, die biologische Uhr zurückzudrehen!
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Der epigenetische Alterstest epiAge ist im Onlineshop für 199,95 Euro bzw. mit dem Gutscheincode „Zukunftsessen“ durch einen Rabatt von 10 Euro für 189,95 Euro zu kaufen. Die Lieferung erfolgt für Deutschland und Österreich kostenlos innerhalb weniger Tage. Für den internationalen Versand fallen gegebenenfalls zusätzliche Portokosten an.