Italien macht Fastfood national – McSauerbraten in Deutschland?

Was ist gut für die Region, was schmackhaft, was ist überhöht national?

Darum streiten sich momentan die Italiener. Anlass dafür war ein Fastfoodprodukt aus dem Hause McDonald’s. Luca Zaia, Agrarminister Italiens, stellte mit Schürze bekleidet in einer Filiale des Restaurantriesen den McItaly vor: Komplett Italienisch und lecker soll er sein. Mit gutem Olivenöl, römischen Artischocken, echtem Parmesan und Speck aus Südtirol.

Der Burger sollte eine Zeichen für die Güte der regionalen Spezialitäten setzen – regional und irgendwie auch global.

Die Argumente der Debatte, warum Fastfood demnächst aus landestypischen Zutaten bestehen sollte, können unterschiedlicher nicht sein.

Die rechtspopulistische Lega Nord zu der auch der Minister gehört, hat den Kampf gegen nichtitalienische Speisen wie den Döner angesagt. Ein McItaly wäre da nur konsequent.

Darüber hinaus hätte solch ein Produkt auch Vorteile für die nationale Wirtschaft. 3,5 Millionen Stück der Italo-Burger sollen innerhalb von zwei Monaten über die Theken gehen. Für die italienischen Zulieferer ein super Geschäft. Ob der Italiener dazu dann „French Fries“ bestellt sei dahingestellt.

Die eigentliche Kritik gegen den Burger kam aber von Feinschmeckern. Dazu muss man wissen, dass 1986 die Geburtsfiliale des McItaly, die erste Niederlassung des Fastfoodkonzerns in Italien überhaupt war – direkt an der Spanischen Treppe gelegen. Die Eröffnung war der Anlass die Bewegung Slow Food ins Leben zu rufen. Italien mit seiner Vielfalt und Qualität an Speisen und die Eroberungstaktik mit amerikanischem Schnellbrät passten für den Gründer Carlo Petrini nicht zusammen.

Ist es denn nicht eigentlich löblich Fastfood wieder zu regionalisieren? Was wollen wir in Zukunft essen? Billig, billig, billig egal wo unsere Nahrung herkommt oder qualitativ hochwerter aber schnell? Oder widersprechen sich Fastfood und gutes Essen komplett. Langsam essen hat schließlich nicht nur etwas mit Geschmack zu tun. Es entschleunigt auch und schafft uns Erholungsoasen. Das würde ein McSauerbraten wohl kaum schaffen.

Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0206/seite1/0073/index.html

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